Mit dem Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) haben Grundschulkinder in Deutschland zukünftig einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung und -förderung. Dieser Rechtsanspruch wird stufenweise bis 2029 umgesetzt. Schon jetzt ist klar, die Zahl der ganztagsbetreuten Kinder wird damit weiter ansteigen und das wirkt sich auch auf die Gesamtstruktur des gemeinnützigen organisierten Sports aus. Qualitätsentwicklung und Ausgestaltung der Ganztagsschule erfolgen in gemeinsamer Verantwortung. Sportvereine und Schulen müssen Bewegung noch stärker gemeinsam denken. Dazu müssen (Ganztags-)Schule und gemeinnütziger Sport unter den neuen Gegebenheiten verstärkt aufeinander zugehen und sich intensiv aufeinander beziehen.
Die Deutsche Sportjugend (dsj) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fordern daher, notwendige Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Gestaltung eines bewegten Ganztags zu schaffen. Die ausführlichen Forderungen sind dem Positionspapier zu entnehmen:
- Tägliche Bewegungszeit im Ganztag verankern
- Bewegungs- und Sporträume ausbauen
- Den organisierten Sport als Bildungsakteur anerkennen und systematisch einbeziehen
- Sportvereine als erste Ansprechpartner verstehen und anerkennen
- Zusätzliches Personal für den Ganztag gewinnen und gemeinsam qualifizieren
- Zusätzliche Stellenkontingente für Freiwilligendienste im Sport schaffen
- Kinder bei der Ausgestaltung des Ganztags partizipieren lassen
- Sportunterricht durch ganztägige Bewegungsangebote ergänzen
- Im Nachwuchsleistungssport aktive Kinder auch im Ganztag fördern
- Flächendeckend motorische Tests etablieren
- Forschung zur Qualitätsentwicklung im Ganztag im Kontext Bewegung und Sport finanziell unterstützen
„Bewegung, Spiel und Sport sind unverzichtbare Bestandteile des schulischen Bildungsangebots. Bei der Umsetzung eines ausgeweiteten Ganztagsangebots für Grundschulkinder sind diese Bausteine daher von vornherein mitzudenken.”, so Leon Ries, dsj-Geschäftsführer und DOSB-Vorstand Jugendsport. „Die Ausweitung von Ganztagsplätzen erfordert eine bedarfsgerechte Ausstattung mit Bewegungs- und Sportangeboten an Schulen.”
Durch die längere tägliche Verweildauer der Kinder in der Schule spielt dort die Bewegungsförderung für ein gesundes Aufwachsen eine bedeutende Rolle. Der organisierte Sport gestaltet diesen Prozess schon jetzt aktiv mit. Sportvereine bieten Kindern vielfältige Lerngelegenheiten und fördern im Besonderen das Erlernen von Sportarten und komplexen Bewegungsformen. Darüber hinaus können sie deren gesellschaftliche Mitverantwortung sowie soziales Engagement, Demokratiebildung und interkulturelles Lernen unterstützen.
„Für unsere Sportvereine ergeben sich aus dem Rechtsanspruch neue Herausforderungen und Chancen. Wir wollen mit der Politik einen bewegten Ganztag gestalten, und da gehören unsere Vereine ganz klar dazu”, unterstreicht Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung. “Das bedeutet, sie in das pädagogische Konzept des Ganztags zu integrieren, sie bei der Qualifizierung des eingesetzten Personals zu bedenken und sie bei der Gestaltung einer bewegungsfreundlichen Umgebung einzubeziehen“.
Konkret fordern dsj und DOSB, Bewegung und Sport in den Ausführungsgesetzen der Länder zum Ganztag als zentrale Aufgabe zu verankern. Entsprechend wurde das gemeinsame Positionspapier bereits an die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) sowie die Vorsitzende der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) versandt.